Bio grown in Nürnberg
Die Nürnberger Projekte „Gründung der Franken-Gemüse Bio e.G. & ‚GemüseWert‘“ wurden beim Wettbewerb "30 für 30" als eines von fünf Leuchtturm-Projekten ausgewählt. Der Wettbewerb des bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zeichnet Engagement aus, das die bio-regionale Ernährung in Bayern mit modernen Konzepten voranbringt.
Die Auszeichnung beweist, Einsatz und frische Ideen lohnen sich: Das Nürnberger Knoblauchsland beheimatet bereits einige Bio-Bauern und es sollen noch weitere Betriebe „bio“ werden. Felix Schmidling, Manager des GemüseWert-Projekts, ist Ansprechpartner für Umstellungswillige und schafft mit seinem Netzwerk Perspektiven für eine erfolgreiche Vermarktung von "Bio grown in Nürnberg".
Wir freuen uns mit Hr. Schmidling über diese tolle Auszeichnung und haben aus diesem Anlass mit ihm gesprochen:
Biometropole: Herr Schmidling, das Ziel der bayerischen Staatsregierung 30% Ökolandbau bis 2030 ist schon sportlich, oder? Welches innovative Konzept hilft dabei mehr Ökolandbau in Nürnberg umzusetzen?
Schmidling: Das Ziel 30 % Ökolandbau bis 2030 ist auf jeden Fall ambitioniert. Aber angesichts der Klimakrise und dem Artenschwund auch ein längst notwendiges Ziel. Es stellt die Grundlage dar, dass Nitrateinträge in das Grundwasser reduziert werden und zukünftigen Landwirte*innen in Bayern in der Landwirtschaft fruchtbare Böden vorfinden. Schlussendlich trägt das dazu bei, dass auch die nächste Generation an Landwirt*innen noch ein auskömmliches Einkommen generieren kann.
Da in Nürnberg ein breites Interesse vorliegt mehr auf „Bio“ zu setzen, wie auch bereits in den Stadtratsbeschlüssen seit 2003 formuliert, sind die Grundvoraussetzung durchaus gut. Für das Projekt GemüseWert haben wir uns mit einem Multi-Stakeholder Ansatz dazu entschlossen, möglichst viele Akteure am Prozess für mehr bio-regionale Wertschöpfung für Gemüse einzubinden. Die Kooperationspartner im Projekt „GemüseWert“ sind die Technischen Hochschule Nürnberg, die Biometropole Nürnberg und der Gemüseerzeugerverband Knoblauchsland. Weil die Wertschöpfungskette damit aber noch nicht abgedeckt ist, stehen wir im Austausch mit dem Ernährungsrat Nürnberg, dem Bio-Verbraucher e.V., dem AELF, der LWG, dem örtlichen Bauernverband, Verarbeitungsbetrieben, Verantwortlichen aus der Außer-Haus-Verpflegung und dem Kulturreferat, mit dem auch schon Exkursionen für Endverbraucher*innen zu unseren Gemüsebaubetrieben im Knoblauchsland stattfanden. Der Schlüssel zum Erfolg ist meines Erachtens Aufklärung, Bildung, Geduld, gegenseitiges Verständnis und v.a. den Ökolandbau und Bioernährung erlebbar für jeden in der Wertschöpfungskette zu machen.
Biometropole: Was sind die größten Hürden bei der Umstellung auf Bio?
Schmidling: Eine große Hürde bei der Umstellung auf Bio ist sicherlich, dass der Gemüsebaubetrieb in den ersten 2 Jahren der Umstellung, das Gemüse noch nicht als „Bio“ vermarkten darf. D.h. die Kosten für den höheren Arbeitseinsatz und die teilweise geringeren Erträge, trägt der/die Erzeuger*in. Es gibt zwar einige Abnehmer die „Ware aus Umstellung“ vermarkten und eine Bio-Prämie im Rahmen des KULAP Programmes des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums. Diese deckt aber nur einen Teil der Mehrkosten.
Ein weiterer Aspekt ist, dass der/die Bio-Erzeuger*in oft am Markt je nach Gemüsekultur nicht die Preise bezahlt bekommt, um kostendeckend zu wirtschaften oder gar Rücklagen bilden zu können. Das ist aber auch ein allgemeines Problem in der Landwirtschaft. Positiv ist jedoch, dass sich eine Trendwende abzeichnet und die Verbraucherausgaben vor allem für Bio-Gemüse seit der Corona-Pandemie im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zugenommen haben.
Eine Umstellung auf Ökolandbau, kann generell erst nach mehreren Jahren beurteilt werden. Es zahlt sich aber in jedem Fall aus langfristig die Bodenfruchtbarkeit zu erhöhen, indem man auf möglichst betriebseigenen natürlichen Dünger setzt und auf Pestizide verzichtet. Dadurch macht sich der Gemüsebaubetrieb unabhängig von Konzernen und schafft sich ein eigenes resilientes Öko-System mit möglichst geschlossenen Kreisläufen.
Biometropole: Was erwartet Sie als Preisträger nun? Und wie bringt die Auszeichnung ihr Projekt voran?
Schmidling: Uns erwartet ein individuelles umfangreiches Werbepaket und ein hervorgehobener Auftritt mit Kurzvideo auf der Website www.biosiegel.bayern. Des Weiteren werden wir zu Veranstaltungen & zu Messeauftritten des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums eingeladen, um uns zu präsentieren. In erster Linie stellt die Auszeichnung für mich eine Anerkennung dar, und motiviert für die kommenden Aufgaben im Projekt. Außerdem, erhoffe ich mir damit eine gute Vernetzungsmöglichkeit zu den anderen ausgezeichneten Initiativen und dass sich der Bekanntheitsgrad des Projektes „GemüseWert“ und unserer neu gegründeten „Franken-Gemüse Bio eG“ dadurch erhöht. Sollte bei den Leser*innen, ein Gemüsebaubetrieb dabei sein, der eine Vermarktungsmöglichkeit für sein Bio-Gemüse aus Franken sucht, darf er sich jederzeit gerne an mich wenden.